Ayurveda – Therapien
Sechs Arten der Therapie
In Caraka-Saṃhitā, Sūtrasthanam, Kapitel 22 behandelt Caraka sechs verschiedene Arten der Therapie: (1) snehana, (2) svedana, (3) langhana, (4) bṛmhana, (5) rūkṣana und (6) stambhana. Langhana (reduzierende Therapie) erzeugt Leichtigkeit des Körpers; bṛmhana (aufbauende Therapie) fördert den Gewebeaufbau; rukṣana erzeugt Rauheit und Nichtschleimigkeit; snehana erzeugt Öligkeit (Fettigkeit), Weichheit und Feuchte; svedana erzeugt Schwitzen und beseitigt Steifheit, Schwere und Kälte und stambhana stoppt die Bewegung mobiler Substanzen im Körper.
Drogen für die 6 therapeutischen Maßnahmen
langhana - Drogen mit den Attributen leicht, heiß, scharf, fein, nichtschleimig, rau, instabil und hart haben vorwiegend reduzierenden Effekt.
brimhana - Drogen, die die Eigenschaften schwer, kalt, weich, ölig, fest, schleimig, stumpf, stabil und glatt besitzen, sind vorwiegend von aufbauendem Effekt.
rūkṣana -Raue, leichte, harte, scharfe, heiße, stabile, spröde und nichtschleimige Drogen haben hauptsächlich ruksana-Effekt.
snehana - Drogen mit den Eigenschaften flüssig, instabil, ölig, schleimig, schwer, kalt, stumpf und weich haben vorwiegend snehana-Effekt.
svedana - Heiße, scharfe, instabile, ölige, raue, feine und flüssige Drogen sind von schweißtreibendem Effekt.
stambhana - Drogen mit den Eigenschaften kalt, weich, glatt, flüssig, stabil, stumpf, rau, fein und leicht haben hauptsächlich stambhana-Effekt.
Anwendung der Therapien
langhana - Die reduzierende Therapie kann in verschiedenen Formen angewendet werden, z.B. doṣa-vasecana – vier Arten der Reinigung (Emesis, Purgation etc.); langhana (Fasten von Nahrung und Getränken); langhana-pacana (Fasten plus verdauungsfördernde Maßnahmen); Körperübungen; sich Sonne und Wind aussetzen.
Bei Patienten mit starkem Körperbau, viel kapha, pitta, Blut, Exkrementen und angeregtem vāta sollte langhana in Form von Purgation etc. durchgeführt werden, denn langhana und langhana-pacana sind nicht stark genug, übermäßig angeregte doṣas zu beseitigen. Atreya vergleicht doṣa-vasecana mit der Beseitigung einer größeren Menge Wasser, die von einem Damm umgeben ist, indem man den Damm einreißt.
Patienten, die unter mäßig schweren Störungen leiden, welche von kapha und pitta verursacht wurden (wie zum Beispiel Diarrhoe, Erbrechen, Herzkrankheiten, Cholera, Fieber, Verstopfung, Anorexie etc.), sollten am Anfang mit Digestiven behandelt werden. Langhanapacana beseitigt die mäßig angeregten/vermehrten doṣas wie Sonne, Wind und das Besprengen von Staub und Asche mäßige Mengen Wasser absorbieren.
Wenn diese Störungen mild sind, sollten sie durch Fasten und kontrolliertes Trinken überwunden werden. Durch Fasten werden agni und vāta angeregt. Wie eine kleine Menge Wasser von Hitze und Wind absorbiert wird, so werden doṣas durch langhana beseitigt.
Leichte und mäßig schwere Krankheiten dieser Art können von starken Personen einfach durch Körperübungen und Sonne- und Windbädern überwunden werden. Personen, die unter Hautkrankheiten und Diabetes leiden, die übermäßig viel ölige, blockierende und aufbauende Diät gebrauchen und auch Personen mit vatika-Störungen, sollten die reduzierende Therapie am Ende der kalten Jahreszeit anwenden.
brimhana - Fleisch von Tieren, Fischen und Vögeln, die in gesunder, für ihre Art geeigneten Umgebung leben, ist das beste aufbauende Mittel.
Abgemagerte; Verwundete; Ausgezehrte; Schwache; Alte und Personen, die übermäßig viel Geschlechtsverkehr haben und die zuviel Wein trinken, sind geeignet für die aufbauende Therapie.
Für Personen, die abgemagert und geschwächt sind durch grahaniroga, rajayakṣma, Hämorrhoiden und anderen Krankheiten, ist Suppe vom Fleisch fleischfressender wilder Tiere das beste aufbauende Mittel. Bäder, Ölmassagen, Salbungen, Schlaf, Enema mit süßen und öligen Drogen, Zucker, Milch und ghrta (Butterfett) sind universelle Aufbaumittel.
rūkṣana - Rukṣana besteht in der regelmäßigen Einnahme scharfer, bitterer und herber Substanzen, sexueller Betätigung und dem Verzehr von Ölkuchen, Buttermilch und Honig etc.
Diese Therapie wird angewendet bei Krankheiten, die durch Blockierung der Körperkanäle verursacht werden, bei urustambha und bei Krankheiten der Vitalorgane.
stambhana - Einnahme und Anwendung von bitteren, herben und süßen Drogen mit den Eigenschaften stabil, kalt, flüssig etc. konstituiert stambhana und kommt in Frage bei pitta, Verbrennungen mit Alkali und Feuer, Erbrechen, Diarrhoe, übermäßiger Anwendung von Giften und krankhaftem Schwitzen.
Zeichen und Symptome richtiger und falscher Anwendung
langhana - Anzeichen der richtigen Anwendung von langhana sind die Beseitigung von Gasen, Urin und Kot; Leichtigkeit des Körpers; Reinigung des Herzens, Halses und Mundes; Verschwinden von Schwindel und Erschöpfung; das Erscheinen von Schweiß, Appetit, Hunger und Durst und Wohlbefinden.
Schmerzen in den Gelenken, Körperschmerzen, Mundtrockenheit, Husten, Appetitlosigkeit, Anorexie, Durst, Hör- und Sehschwäche, Verwirrung des Geistes, häufiges Aufstoßen, Gefühl der Dunkelheit, Verlust der Stärke, der Verdauungskraft und des Gewichts sind Symptome übermäßiger langhana- Anwendung.
bṛmhana - Richtige Anwendung aufbauender Therapie fördert Stärke und Korpulenz und beseitigt die Defekte der Magerkeit.
Übermäßige oder falsche Anwendung führt zu Fettleibigkeit oder erzeugt kaphaja-Krankheiten etc.
rukṣana - Die Zeichen der richtigen und übermäßigen Anwendung von rukṣana sind die gleichen wie die von langhana.
stambhana - Stambhana ist richtig angewendet worden, wenn die Störungen beseitigt sind und der Patient Stärke erlangt hat.
Bei übermäßiger Anwendung leidet der Patient unter Steifheit der Glieder, Schwarzfärbung der Haut, Kieferstarre, Unwohlsein und Behinderung der Herzfunktion und des Stuhlgangs.
Allgemein läßt sich sagen, daß all diese Therapien als unrichtig angewendet betrachtet werden müssen, wenn die gestörten doṣas nicht besänftigt, sondern weiter erregt worden sind.
Durch verschiedene Kombinationen der doṣas vermischen sich die 6 Therapien, d.h. zwei oder drei Therapien mögen gleichzeitig oder nacheinander angebracht sein. Es bleiben jedoch immer 6 Therapien, genauso wie es nur 3 doṣas gibt.
(Textauszug aus dem Werk Ayurveda-Lehrbuch – Caraka-Saṃhitā-Kompendium)