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Ernährung

Antagonistischer Gebrauch von Nahrung

Substanzen, die den dhatus (7 Körpergewebearten) entgegengesetzt sind, verhalten sich ihnen gegenüber antagonistisch in Bezug auf Eigenschaften, Kombination, Zubereitung, Ort, Zeit, Dosis etc. oder natürliche Komposition und können schwere Störungen und sogar den Tod verursachen.

Beispiele für antagonistische Nahrung

Das erste Beispiel, das Atreya in Kapitel 26 zu diesem Thema nennt, ist Fisch und Milch. Man sollte niemals Fisch und Milch zusammen zu sich nehmen. Diese Kombination ist madhura in rasa, madhura vipaka und mahabhishyandi (blockiert srotas). Sie ist viruddhavīrya (antagonistisch in Bezug auf vīrya, Energie), da Milch śīta (kalt) und Fisch uṣṇa (heiß) ist. Durch diese gegensätzlichen vīryas entstehen Blutstörungen und Vergiftungen. Genuß von Milch und Fisch zusammen führt zu Verstopfungen der srotas, amaviṣa (Vergiftung durch ama) und kann sogar den Tod verursachen.

Fleisch sollte niemals zusammen mit Honig, Sesam, Jaggery, Milch, Rettich, Masha (Urid-Dal) oder gekeimtem Getreide gegessen werden, da sonst Taubheit, Blindheit, Zittern, Kälte, Stimmbeeinträchtigung oder sogar Tod die Folge sein können.

Trinkt man Milch nach dem Verzehr von Rettich, Knoblauch, Tulasi etc. läuft man Gefahr an Lepra zu erkranken.

Saure Früchte und andere saure Substanzen sollten niemals zusammen mit Milch genommen werden, da alle sauren Substanzen antagonistisch sind zu Milch. Mit Milch gekochter Reis und mantha (Getränk auf der Basis von geröstetem Getreide) sind Antagonismen, die kapha stark anregen.

Pippali mit Fisch gebraten verursacht den Tod.

Heißer Honig von einer Person genommen, die unter Hitze leidet, führt zum Tod. Honig und Ghrita in gleicher Quantität; Honig und Regenwasser in gleicher Quantität; heißes Wasser nach dem Genuß von Honig; heißes Wasser nach der Einnahme von Bhallataka oder Honig oder Lotossamen; Kakamaci vermischt mit Honig und Pippali mit Fisch – all dies ist antagonistisch.

Atreya nennt viele gefährliche antagonistische Kombinationen von Nahrungsmitteln, die hierzulande überhaupt nicht oder mit größter Wahrscheinlichkeit nicht üblich sind und die wir deshalb nicht anzuführen brauchen. Nur zwei Beispiele seien genannt: Pfauenfleisch am Stock einer Rizinuspflanze über einem Rizinusholzfeuer gebraten verursacht sofortigen Tod, desgleichen Haridraka (eine Vogelart) am Stock einer Haridra-Pflanze über einem Haridraholzfeuer gebraten.

Verschiedene Antagonismen

Das, was antagonistisch ist in Bezug auf Ort, Zeit, agni, Dosis, Eignung, doṣa, Zubereitung, Potenz, Gedärme, Gesundheitszustand, Indikation, Kontraindikation, Kombination, Reihenfolge, Wohlgeschmack, Essensregeln ist nicht gesund und nicht heilsam für eine Person.

Der Gebrauch von rauen und scharfen Substanzen in einer trockenen Gegend und von kalten und öligen oder befeuchtenden Substanzen in einer feuchten Zone, ist antagonistisch in bezug auf Ort.

Die Einnahme rauer und kalter, etc. Dinge im Winter und heißer, scharfer etc. Dinge im Sommer ist antagonistisch in bezug auf Zeit.

Ähnlich verhält es sich mit dem Antagonismus von Nahrungsmitteln in bezug auf die vier Arten agni.1

Honig und Ghrita zusammen in gleicher Quantität sind antagonistisch in bezug auf Dosis.

Der Gebrauch süßer, kalter etc. Dinge von einer Person, die es gewöhnt ist, scharfe, heiße etc. Dinge zu sich zu nehmen, ist Antagonismus in bezug auf Eignung.

Das Giftigwerden werden von Pfauenfleisch, das an einem Rizinusstock gebraten wurde, ist ein Beispiel für Antagonismus in bezug auf Zubereitung, Verarbeitung.

Antagonismus in vīrya (Energie) ist gegeben, wenn śītavīrya (kühlende Energie) und uṣṇavīrya (erhitzende Energie) zusammen genommen werden.

Wenn einer Person mit harten Gedärmen ein Purgativ mit milder Potenz und einer Person mit weichen Gedärmen ein Purgativ mit starker Kraft und in hoher Dosis gegeben wird, ist dies antagonistisch in bezug auf Gedärme.

Wenn vāta-anregende Substanzen einer Person gegeben werden, die sich überarbeitet, sich häufig geschlechtlich betätigt oder anstrengende Körperübungen macht und kapha-anregende Substanzen einer Person gegeben werden, die zuviel schläft und sich zuwenig bewegt, ist dies antagonistisch in bezug auf Gesundheitszustand.

Antagonismus in bezug auf Reihenfolge ist gegeben, wenn man eine Mahlzeit nimmt, bevor man sich entleert hat oder ohne Hunger oder Appetit zu haben.

Wenn man heiße Dinge nach Schweinefleisch etc. oder kalte Dinge nach Ghrita etc. zu sich nimmt, ist dies antagonistisch in bezug auf Indikation und Kontraindikation.2

Antagonismus in bezug auf Kochen bedeutet, auf schlechtem Holz (u.a. Brennmaterial) zu kochen oder harte Körner (Getreide, Linsen, Bohnen etc.) zuwenig oder zuviel zu kochen.

Saure Substanzen mit Milch ist antagonistisch in bezug auf Kombination.

Das Essen ungeliebter Speisen ist Antagonismus im Wohlgeschmack.

Antagonismus in bezug auf Regeln ist gegeben, wenn z.B. eine Mahlzeit in der Öffentlichkeit eingenommen wird.

Allgemeine Folgen antagonistischer Nahrung

Antagonistische Nahrung ist die Ursache von amaviṣa, Impotenz, Erblindung, Erysipelas, Anämie, Leukoderma, Lepra, Ödemen, Fieber, Pickel und Pusteln, grahaniroga (agni-Störungen), unmada (Geistesstörung), Ohnmacht, Tympanitis, Gastritis, Rhinitis, genetischen Defekten und sogar von Tod.

Therapie bei antagonistisch verursachten Störungen

Störungen, die durch antagonistische Nahrung verursacht worden sind, werden durch Emesis, Purgation, den Gebrauch von Gegenmitteln zur Beruhigung erregter doṣas etc. angegangen.

Faktoren, die einen Antagonismus folgenlos machen

Bei geringer Quantität, Eignung (Gewöhnung), starker Verdauungskraft und wenn die Person jung ist, sich körperlich betätigt oder Stärke besitzt bleibt ein Antagonismus folgenlos.

Anmerkungen:

1 die 4 Arten sind: schwach, stark, regelmäßig und unregelmäßig. Siehe Vimanasthanam 3: Agni und Körperkonstitutionen

2 Schweinefleisch ist uṣṇavīrya und es ist deshalb falsch, etwas heißes danach zu nehmen, da dadurch zuviel Hitze im Körper entsteht; mit Ghrita ist es umgekehrt – Ghrita ist śītavīrya und ein kaltes Getränk mit Ghrita oder nach der Einnahme von Ghrita z.B. würde zuviel Kälte im Körper erzeugen, die Verdauung beeinträchtigen und verschiedene Störungen verursachen. Indiziert wäre nach Schweinefleisch ein raues Getränk und nach Ghrita ein heißes.


(Textauszug aus dem Werk Ayurveda-Lehrbuch – Caraka-Samhita-Kompendium, Sutrasthanam 7.9.1–5)