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Ayurveda – Therapien

Eigenschaften von Arzt und Patient

Sowohl Ärzte als auch Patienten müssen bestimmte Eigenschaften oder Qualifikationen besitzen, damit der Patient geheilt werden kann. Hinzu kommen noch die Eigenschaften von Heilmitteln und die Eigenschaften der Helfer des Arztes.

In Caraka-Saṃhitā, Sutrasthana, heißt es:

„Vier Eigenschaften zeichnen einen Arzt aus: (1) hervorragendes theoretisches Wissen, (2) lange praktische Erfahrung, (3) Geschicklichkeit und (4) Sauberkeit.

(1) Gehorsamkeit, (2) Furchtlosigkeit, (3) gutes Gedächtnis und (4) die Bereitstellung aller Informationen über die Störung sind die 4 Eigenschaften eines Patienten.

Der Helfer sollte (1) achtsam, (2) geschickt, (3) treu und (4) sauber sein.

(1) Effektivität, (2) verschiedene pharmazeutische Formen, (3) das Vorhandensein ausreichender Mengen und (4) normale Zusammensetzung sind die 4 Eigenschaften der Drogen.

Alle 16 Eigenschaften sind notwendig für Erfolg (Heilung), doch der Arzt ist die Hauptursache für Erfolg. Daß schwere Störungen beseitigt werden und selbst leichte Störungen sich noch verschlimmern in der Abwesenheit eines geschickten Arztes, selbst wenn die anderen drei Faktoren vorhanden sind, bestätigt, daß der Arzt die Hauptursache für Erfolg in der Heilung ist. Es ist allerdings besser, sich selbst zu behandeln, als von einem unwissenden Arzt behandelt zu werden. Ein unwissender Arzt handelt wie ein Blinder in seiner Therapie. Er experimentiert und spekuliert am Kranken und der Krankheit herum. Ein solcher Arzt heilt durch Zufall einen Kranken, dessen Lebensspanne sicher ist und tötet auf der anderen Seite hunderte, deren Lebensspanne unsicher ist. Deshalb ist ein Arzt, der diesen vier Dingen hingegeben ist – śastra, Gelehrsamkeit, Anwendung und praktische Erfahrung – bekannt als jemand, der das Leben fördert.

Der beste Arzt ist derjenige, der Wissen besitzt über diese vier: (1) Ursachen, (2) Symptome, (3) Heilung und (4) Prävention von Krankheiten. Nichts bleibt unerreichbar für jemanden, der diese sechs Dinge besitzt: (1) Gelehrsamkeit/Intelligenz, (2) Wissen, (3) gutes Gedächtnis, (4) Hingabe, (5) Erfahrung und (6) Handlungsfähigkeit. Jemand, der diese Eigenschaften besitzt, verdient den Ehrentitel vaidya.

Die śastras (vedischen und ayurvedischen Schriften) sind das Licht zur Erleuchtung und der Intellekt ist das Auge, das die erleuchteten Gegenstände wahrnimmt. Mit diesen beiden ausgestattet, begeht der Arzt keine Fehler in der Behandlung eines Kranken. Weil der Arzt die Hauptursache für Erfolg in der Behandlung ist, sollte er sich bemühen, seine Eigenschaften zu verbessern. Die vierfache Haltung des Arztes besteht in (1) Freundlichkeit, (2) Mitleid mit dem Kranken, (3) Sorge um den Heilbaren und (4) Gleichgültigkeit gegenüber dem Unheilbaren.“

In Caraka-Saṃhitā, im Kapitel über spezifische Aspekte, heißt es:

„Erfolgreiche Heilung einer Krankheit ist von den Qualitäten der vier Faktoren Arzt, Helfer, Heilmittel und Patient abhängig. Da der Arzt der wichtigste Faktor für die Heilung ist, muß er sich selbst als erstes prüfen, ob seine Fähigkeiten und sein Wissen ausreichen, um die Krankheit zu beseitigen, d.h. das Gleichgewicht der doṣas wiederherzustellen. Hierzu befähigen ihn folgende Eigenschaften: 1. Kenntnis der medizinischen Texte, 2. praktische Erfahrung, 3. Geschicklichkeit, 4. Besitz der therapeutischen Mittel, 5. Reinheit, 6. normale Funktion der Sinne, 7. Wissen über die Körperkonstitutionen, 8. klare Intelligenz, um den Verlauf der Behandlung zu bestimmen.“

Die Eigenschaften des Patienten für die Heilung sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden. Ein ängstlicher Patient mag seinen Zustand durch seine Ängstlichkeit verschlimmern, aufgrund der Wechselwirkung von Geist und Körper. Er sollte Vertrauen haben, wenn er von einem qualifizierten Arzt behandelt wird. Auf der anderen Seite sollten sich der Patient oder seine Angehörigen über die Qualitäten des Arztes bewußt sein und ihr Vertrauen nicht in jemanden setzen, der sich Arzt nennt, nur weil er einen Titel trägt, obwohl es ihm an Wissen, Erfahrung, Geschicklichkeit, Sauberkeit u.a. Eigenschaften mangelt. Genauso unklug wäre es, einem Arzt mit guten Eigenschaften zu mißtrauen, nur weil er keinen Titel besitzt und weniger bekannt ist etc.

Der Patient sollte einem vaidya, qualifizierten ayurvedischen Arzt gegenüber gehorsam sein, d.h. er sollte seinen Anordnungen Folge leisten. Wenn er alles besser weiß als der Arzt – aufgrund von Vorstellungen, die er sich angeeignet hat – oder seinen Anordnungen nicht folgt aufgrund mangelnder Selbstdisziplin, kann er sich auch selbst behandeln und sehen wie er zurechtkommt.

Der Patient sollte intelligent genug sein, sein Vertrauen nicht allein in Heilmittel zu setzen. Die ätiologischen Faktoren der Krankheit müssen gemieden werden, sonst nützen selbst die besten Heilmittel wenig und der Arzt sollte den Patienten darüber aufklären.

Das Beste ist, man eignet sich frühzeitig Wissen über ayurvedische Prinzipien an und verhält sich so, daß man gar nicht erst krank wird und auf Ärzte angewiesen ist. Das ist auf jeden Fall leichter als von fortgeschrittener Krankheit geheilt zu werden, selbst wenn man einen qualifizierten Arzt gefunden hat.