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Spirituelle Aspekte im Ayurveda

Die Kategorie »Spirituelle Aspekte im Ayurveda« beinhaltet wichtiges Wissen über den Zusammenhang von Gesundheit und Leben im Einklang mit der göttlichen Ordnung.

Reinheit von Körper und Bewußtsein

Über das Baden oder Duschen, d.h. die Reinigung des Körpers mit Wasser, braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Es ist reinigend, belebend, beseitigt Schmutz, Schweiß und Müdigkeit und fördert ojas (Lebenskraft). Das Wasser sollte im Winter nicht zu kalt und im Sommer nicht zu warm sein.

Das Tragen sauberer Kleidung, das Tragen von Schmuck und Edelsteinen, regelmäßiges Schneiden der Haare, des Bartes und der Nägel, häufiges Waschen der Füße und Reinigen der Ohren, das Tragen von Schuhen, das Tragen eines Schirms (Sonnen- oder Regenschirm) und das Benutzen eines Spazierstocks werden in ayurvedischen Schriften als weitere Förderer der Gesundheit beschrieben, welche Intelligenz, Sauberkeit, Schönheit, Charme, Wohlstand, Glück, ojas und Langlebigkeit fördern. Durch das Tragen eines Schirms schützt man sich vor Sonne, Regen, Staub etc., und durch den Gebrauch eines Gehstocks schützt man sich vorm Hinfallen etc.

Ein besonnener Mensch sollte in den Pflichten gegenüber seinem Körper so sorgsam sein, wie ein Kutscher im Umgang mit seiner Kutsche.1

»Sauberkeit kommt der Göttlichkeit am nächsten.« Den Körper innerlich und äußerlich zu reinigen – innerlich durch pañcakarma, Diät, diverse Dekokte, Aderlaß und äußerlich durch Waschen, Zähneputzen etc. –, ist eine Sache. Eine andere Sache ist die Reinheit des Bewußtseins. Jedes Lebewesen will glücklich sein, das ist seine Natur, dafür leben wir. Wenn der Körper unrein ist, fühlt man sich unwohl und läuft außerdem Gefahr, Opfer verschiedener Krankheiten zu werden. In der vedischen Kultur nahmen Asketen manchmal das Gelübde auf sich, sich ein Jahr lang nicht zu waschen, um das Körperbewußtsein zu überwinden und spirituellen Fortschritt zu machen. Wenn ein gewöhnlicher Mensch sich ein Jahr lang nicht wäscht und kämmt, ist das etwas anderes – er wird von tama-guna (Erscheinungsweise der Unwissenheit) beherrscht oder durch widrige Umstände dazu gezwungen. Man kann die Asketen nicht imitieren. Manche Asketen liefen in vedischer Zeit auch völlig nackt umher, ohne Anstoß zu erregen, da sie frei von materiellen Begierden waren. Heute würden viele Leute auch gerne völlig nackt umherrennen, aber Sommer und Winter nackt auf dem Boden schlafen, unter freiem Himmel, wie besagte Asketen, das würden sie nicht.

Heutzutage sind erfolgreiche Popstars, Sportler, Kapitalisten etc. die Vorbilder der Menschen. Äußerlich sind sie sauber und „gestyled” und in den Augen ihrer Anhänger und Verehrer scheinen sie glücklich zu sein, da sie das erreicht haben, was die Masse für Glück hält. Aber wie rein ist ihr Bewußtsein? Sind sie frei vom Einfluß von rajas und tamas? – wohl kaum. In der vedischen Kultur waren die großen Weisen, die Heiligen und die heiligen Könige die Vorbilder der Masse. Sie predigten Reinheit des Bewußtseins als Voraussetzung von Glück und Gesundheit.

Was ist reines Bewußtsein? Ursprünglich, in unserem reinen Wesen, sind wir spirituelle Persönlichkeiten. Wir sind ewig, glückselig und wir besitzen wahres Wissen. Unsere wesensgemäße Position ist es, Diener des Höchsten Herrn zu sein. Im materiellen, unreinen Bewußtsein dienen die Menschen nur ihren Sinnen oder den Sinnen anderer Lebewesen und sie leiden, da sie gegen ihre Natur handeln. Im spirituellen Bewußtsein ist die Persönlichkeit Gottes das Zentrum der Liebe und des Dienstes. Und in diesem hingebungsvollen Dienst zum Höchsten Herrn erfährt das Lebewesen wahre Glückseligkeit. Je mehr das kali-yuga (Zeitalter des Streites und der Heuchelei) voranschreitet, desto weiter entfernen sich die Menschen von ihrem reinen Bewußtsein, desto mehr wird ihr Bewußtsein von rajas und tamas bedeckt und desto unglücklicher und verrückter werden sie. Aber das muß nicht sein. Es ist nicht einfach, sich dem Einfluß der allgegenwärtigen Unwissenheit im kali-yuga zu entziehen und das spirituelle Bewußtsein und damit die Reinheit zu bewahren oder zu verwirklichen. Ahimsa (Wohlwollen allen Lebewesen gegenüber), japa (das Rezitieren von transzendentalen Klangschwingungen), Studium der offenbarten Schriften, yajña (Opferausführung), tapas (Entsagung) und andere Dinge werden in den vedischen Schriften zur Reinigung des Bewußtseins empfohlen. Vor ca. 500 Jahren erschien der Höchste Herr in Seiner Inkarnation als Sri Caitanya Mahaprabhu, in Indien und lehrte hari-kirtana, gemeinsames Singen der Heiligen Namen Gottes, als den wichtigsten und zugleich einfachsten Vorgang der Reinigung des Bewußtseins für alle Menschen dieser Zeit.

Politiker, sog. Wissenschaftler, etc. etc. propagieren im kali-yuga genau das Gegenteil von dem, was rishis (Weise) und rajarishis (heilige Könige) in vedischer Zeit gepredigt haben, mit der Folge, daß Unglück und Verrücktheit immer mehr zunehmen.

Wenn das Bewußtsein rein ist, hält man automatisch auch den Körper rein und verunreinigt nicht die Umwelt durch giftige Substanzen, Müll, Lärm, Gestank – man erzeugt sie gar nicht erst. Die Verunreinigung der Lebensräume ist eine Folge von unreinem Bewußtsein. Nach vedischem Verständnis ist der Fortschritt der Technik keine glorreiche Errungenschaft, auf die man stolz sein kann, sondern eine Manifestation von rajas und tamas, die immer mehr und immer neue Schwierigkeiten schafft. Unreines menschliches Bewußtsein – ob die Gesellschaft nun technisiert ist oder nicht – ist die Wurzel großer Übel.

Durch materialistische Vorstellungen und Lebensweise erlangt niemand das Glück, nach dem er sich sehnt. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Handlungen und glauben Sie nicht alles, was Materialisten sagen, ganz gleich wie angesehen diese Leute sein mögen in der Gesellschaft. Materialistische Vorstellungen, die nicht konform sind mit vedischer Weisheit, sind nutzlos, egal von wem sie verbreitet werden. Diejenigen, die sie verbreiten, sind nicht frei vom Einfluß von rajas und tamas und ihre Ideen basieren auf den unreinen Vorstellungen ihrer „Vordenker”.

Ernähren Sie sich rein, essen Sie kein Fleisch, töten Sie kein Lebewesen, außer vielleicht Angreifer, die das eigene Leben oder das Leben von Familienmitgliedern bedrohen. Nach vedischem Gesetz können lebens- und schwer gesundheitsgefährdende Angreifer (Tiere und Menschen), wenn es unumgänglich ist, getötet werden. Werden Sie rein und lassen Sie sich von niemandem in Ihrem Denken manipulieren. Wenn man sein Bewußtsein reinigt, kann man unbeeinflusst von Schurken und Dummköpfen selbständig klar denken. Nehmen Sie die Schwierigkeiten auf sich, die selbständiges Denken mit sich bringt. Diese Existenz ist nur eine von vielen und wer möchte gerne „morgen” noch mehr leiden, als er heute schon leidet? Ayurveda ist keine materialistische Wissenschaft, die irgendjemandem „Honig ums Maul schmiert”. Es geht um wahres, ewiges Glück, das jeder verwirklichen kann, wenn er sich nur spirituell reinigen kann. Aber das ist das Problem im kali-yuga, wo Kali, der dämonische Herr dieses Zeitalters, die Macht in Händen hält. Durch jede unreine Handlung, die wir ausführen, stärken wir seine Macht und die seiner (bewußten oder unbewußten) Nachfolger oder Anhänger.

Anmerkungen

1 Das Bild des Körpers als Kutsche wird in den vedischen Schriften öfters gebraucht. In dieser Analogie ist die Kutsche der Körper, die Pferde sind die fünf Sinne, der Fahrgast ist die individuelle Seele, der Wagenlenker ist die Intelligenz und die Zügel sind der Geist. Wenn die Sinne nicht mit Hilfe der Intelligenz gezügelt werden, gehen sie durch wie eine Kutsche ziehende Pferde, wenn sie nicht gezügelt werden.