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Wissen über Heilmittel

Verabreichung von Heilmitteln

Heilmittel werden im Ayurveda oral (in Form von Churnas, Lehas, Arishtas, Ghritas, Pillen, Tabletten, Dekokten), nasal (in Form von Ölen, Churnas, Ghritas), äußerlich (in Form von Massageölen, Pasten, Umschlägen, Besprengelung), als Purgativum, Enema, anjana (Verabreichung am Auge) und als dupana (med. Rauchen) angewandt. Infusionen direkt ins Blut werden nicht angewandt, schon gar nicht Blutinfusionen.

Orale Applikation

Als Trägersubstanz oder Nachgetränk von churnas, Tabletten und Pillen, ghritas, asavas und Dekokten dienen entsprechend doṣa-Zustand, Verträglichkeit etc. Wasser, Buttermilch, Wein, Milch oder Honig etc. Zur oralen Applikation gehören auch vamana und virecana (Emesis und Purgation),1 zwei spezielle Reinigungstherapien, die im Ayurveda eine wichtige Rolle spielen. Verschiedene Präparationen können auch kombiniert genommen werden – z.B. Brahmi Tabletten und Amalaki Tabletten, oder Brahmi Tabletten und Ashvagandha Tabletten (für innere Ruhe), etc.

Nasale Applikation

3 Hauptarten von nasya sind: Schnupfen, Blasen und Schmieren. Schnupfen ist von zweierlei Art: ölend und evakuativ. Blasen geschieht mittels verschiedener Pulver, welche die srotas reinigen. Schmieren mit ölenden Substanzen ist defektlos und sowohl evakuativ als auch besänftigend. In Summa ist die Nasal-Therapie von dreierlei Art: evakuativ, nährend und besänftigend.

Evakuatives nasya ist bei Kopfkrankheiten empfohlen, die durch kapha verursacht werden, wie z.B. Steifheit, Taubheit, Schwere, etc. Nährendes nasya (z.B. mit Ghee) wird empfohlen bei vatika-Störungen wie Zittern des Kopfes, Gesichtsparalyse etc. und besänftigendes nasya wird bei Krankheiten wie raktapitta etc. angewandt. Bedeutende Öle für Kopfreinigung sind Shadvindu taila und Anu taila.

Schmieren der Nasenlöcher mit Öl- und Ghee-Präparationen dient dem gleichen Zweck wie Schnupfen, ist jedoch frei von Defekten, die beim Schnupfen eventuell auftreten können. Die Nasenlöcher sollten regelmäßig mit öligem oder fettigem Finger morgens und abends vorm Schlafengehen eingeschmiert werden. Dieses Schmieren verleiht dem Gesunden Festigkeit.

Anale Applikation

Siehe pañcakarma – 5 therapeutische Maßnahmen

Verabreichung über die Haut

Ölmassage, Pasten und Umschläge sind nicht nur bei lokalen Hautproblemen wie Ekzemen, Geschwüren, Wunden, Flecken etc. heilsam, sondern auch bei vielen anderen Störungen. Die Kräfte der Heildrogen in tailas, Pasten etc. dringen über die Haut ins Blut ein und verbreiten sich im ganzen Körper. Drogen mit erhitzendem Effekt werden im allgemeinen angewandt bei vāta- und kapha-Zuständen und Drogen mit kühlendem Effekt bei pitta-Zuständen. Besprengelung mit kalter Milch z.B. besänftigt Hitze, Brennen, Fieber. Massage mit Sesam- oder Senföl und tailas, verarbeitet mit süßen, sauren Drogen und Salzen, besänftigt vāta, da vāyu im Tastsinn vorherrschend ist, der in der Haut lokalisiert ist.

Verabreichung am Auge

Störungen, bei denen vyana vāyu (regelt Muskelbewegung und Kreislaufsystem) beeinträchtigt ist, können durch Anwendung von diversen Augensalben, Augentropfen am Auge oder um die Augen herum behandelt werden. Mittel, die einen bewußtlosen Patienten (z.B. bei Vergiftung) wieder zu Bewußtsein bringen und Mittel für verschiedene Augenkrankheiten können auf diese Weise verabreicht werden. Augensalben, Augentropfen, Augenbäder etc. dienen auch zur Reinigung der Augen und zur Stimulation der Augensekretion.

Med. Rauchen

Aus Pulvern von candana, patra, ela, guggul, udumbara, musta, tvak und anderen Drogen wird eine Paste hergestellt, auf ein daumendickes, acht fingerbreites Schilfrohr gestrichen und, wenn getrocknet, zusammen mit etwas Ghrita, Fett und Wachs in einer Pfeife mit langem Mundstück geraucht. Die Rauchmischung sollte ölig sein und aus Drogen mit madhura-rasa (süßem Geschmack) bestehen. Sie dient der Ölung, kräftigt die Sinnesorgane, den Schädel, die Haare und die Stimme und kann einmal am Tag geraucht werden.

Für Kopfreinigung sollte eine Mischung aus sveta, jyotismati, aguru und anderen aromatischen Substanzen verwendet werden. Das Rauchen einer solchen Mischung beseitigt die verschiedensten Kopfkrankheiten wie Rhinitis, Kopf-, Augen-, Zahn- und Ohrenschmerzen, Husten, Kieferkrampf, übermäßige Schleimabsonderung, Alopezie, Parasiten, Tonsillitis, Dyspnoe, Schluckauf, Schwäche der Zähne, Juckreiz, Niesen, übermäßiges Schlafen etc. und verhindert vāta- und kapha-Störungen.

Das Rauchen zur Reinigung kann mehrmals am Tag durchgeführt werden. Es ist angebracht in Zeiten, wo kapha und vāta angeregt sind und zwar nach dem Bad, nach den Mahlzeiten, nach Emesis, nach Niesen, nach dem Zähneputzen, nach Schnupfen, nach Anwendung von Kollyrium und nach dem Schlaf.

Die Symptome richtigen Rauchens sind Leichtigkeit des Kopfes, Reinigung der Brust, des Halses und der Sinnesorgane und die Beruhigung angeregter doṣas. Übermäßiges Rauchen und Rauchen zum falschen Zeitpunkt trocknet Hals und Kopf aus und verursacht Taubheit, Blindheit, Stummheit, Schwindel, Ohnmacht, Fehlfunktionen der Sinne und innere Blutungen. In solchen Fällen sind Schnupfen von Ölen und die Einnahme von Ghrita und sättigender Diät angebracht. Bei vāta-pitta-Komplikationen sollten die Gegenmaßnahmen ölig, bei raktapitta kalt und bei kapha-pitta rau sein.

In folgenden Fällen ist Rauchen kontraindiziert: bei Schwangerschaft, Vergiftungen, Müdigkeit, āma (Zustand unverdauter Nahrung), pitta, Durst, Schwindel, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Abmagerung, Verletzung, Augendefekten; nach Purgation, Enema und Blutungen; nachdem man Wein, Honig, Milch, fette Substanzen oder Nahrung mit Joghurt eingenommen hat; in Zuständen des Ärgers, der Rauheit des Körpers (Haut etc.), der Trockenheit des Gaumens; bei Kopfverletzungen, prameha und Alkoholismus (Alkoholvergiftung).

Rauchen in diesen Fällen und zur falschen Zeit führt zu ernsthafter Verschlimmerung der Störungen und zu Komplikationen. Wenn Störungen in Kopf, Nase oder Augen lokalisiert sind, sollte der Rauch durch die Nase und bei Störungen im Hals durch den Mund inhaliert werden. Man sollte den Rauch niemals durch die Nase ausstoßen, da dies den Augen schweren Schaden zufügen kann. Beim durch die Nase rauchen, schließt man ein Nasenloch mit einem Finger und inhaliert durch das andere dreimal hintereinander. Diesen Vorgang wiederholt man mit konzentriertem Geist dreimal für jedes Nasenloch und achtet dabei auf eine gerade Sitzhaltung.

Wenn nach dem Rauchen die Stimme nicht klar, der Hals voller kapha (Schleim) und der Kopf kalt und schwer ist, hat man nicht richtig geraucht.

Das Rauchinstrument sollte mindestens 24 Fingerbreiten lang sein für reinigendes Rauchen, 32 Fingerbreiten für ölendes Rauchen und 36 Fingerbreiten für routinemäßiges Rauchen, damit der Rauch genügend abgeschwächt wird. Der Pfeifenkopf sollte am besten aus Stein oder Metall (Gold, Silber, Eisen, Messing etc.) gefertigt sein.

(Textauszug aus dem Werk Ayurveda-Lehrbuch – Caraka-Saṃhitā-Kompendium, Sutrasthanam 3.1.3)


In Caraka-Saṃhitā, Cikitsasthanam heißt es:

». . . Drogen, die durch den Mund verabreicht werden, beseitigen Krankheiten des āmāśaya (Magen/oberer Teil des Dünndarms);2 Drogen, die durch die Nase verabreicht werden (nasya), zerstören Krankheiten des Kopfes und Drogen, die durch den Anus verabreicht werden (mittels basti, Einlauf), beseitigen Störungen, die im pakvaśaya (Dickdarm/Mastdarm) lokalisiert sind.

Bei Erysipele, Beulen etc. an verschiedenen Körperstellen sollten lokale Anwendungen zur Linderung oder Beseitigung an der betroffenen Stelle vorgenommen werden.

Kāla (Zeit) sollte in bezug auf Tageszeit, Patient, Droge, Krankheit, Symptome der Verdauung und Jahreszeit erkannt werden.

Kāla in bezug auf Patient bedeutet z.B., daß ein starker Patient eine Droge am Morgen auf nüchternen Magen nehmen kann, während ein schwacher Patient die gleiche Droge vermischt mit leichter und heilsamer Nahrung nehmen sollte.

Kāla in bezug auf (Verabreichung der) Droge wird zehnfach unterteilt:

  • (1–2) Tag und Nacht vor den Mahlzeiten,
  • (3–4) während Tages- und Nachtmahlzeiten,
  • (5–6) nach den Mahlzeiten Tag und Nacht,
  • (7) häufig,
  • (8) vor und nach den Mahlzeiten,
  • (9) vermischt mit den Mahlzeiten,
  • (10) zwischen den Happen während einer Mahlzeit.
  • (1) Bei Störung von apāna-vāyu sollte die Droge vor den Mahlzeiten genommen werden,
  • (2) bei Störung von samāna-vāyu während des Mittagsmahls,
  • (3) bei Störung von vyāna-vāyu nach dem Frühstück oder Mittagsmahl,
  • (4) bei Störung von udāna-vāyu nach dem Mittagsmahl,
  • (5) bei Störung von prāna-vāyu zwischen den Happen der Mahlzeit,3
  • (6) bei Dyspnoe, Husten und Durst sollte die Droge häufig verabreicht werden und
  • (7) bei hikka (Schluckauf) sollte die Droge vermischt mit delikaten Speisen verabreicht werden. . . «

». . . Nahrungsmittel und Substanzen, die für Ort und Einwohner eines Ortes aufgrund gewohnheitsmäßigem Gebrauchs zuträglich sind, sollten nicht gänzlich vermieden werden, selbst wenn sie für die Krankheit normalerweise nicht heilsam sind. Die Drogen sollten den Kranken mit der Einnahme zuträglicher Nahrung seines Landes verordnet werden, denn zuträgliche Dinge geben rasch Stärke und fügen den Patienten keinen Schaden zu. . . «

Anmerkungen

1 siehe pañcakarma – 5 therapeutische Maßnahmen

2 Viele Störungen beginnen im Magen – wie z.B. Fieber, Erkältungskrankheiten, Anorexie, etc. – durch Beeinträchtigung agnis, des Verdauungsfeuers – oder sind im Magen lokalisiert. Deshalb kann man den Magen auch als „Tor verschiedener Krankheiten“ bezeichnen.

3 zu den 5 Arten vāyus und ihren Störungen siehe vātavyadhi